Flächenverbrauch auf Rekordhöhe in Italien – auch in Südtirol weitere Zunahme

Entsiegelungen und Sanierungen stärker in den Fokus rücken: Der sparsame Umgang mit Grund und Boden ist ein allgemein anerkanntes Ziel der Südtiroler Raumordnungspolitik und der Plattform Land. Schließlich umfasst der am besten nutzbare Teil des Landes, das sogenannte Dauersiedlungsgebiet, laut Landesinstitut für Statistik Astat nur knapp sechs Prozent der Landesfläche. Im Zusammenhang mit dem Phänomen Flächenverbrauch wird auf die Daten der staatlichen Umweltagentur ISPRA zurückgegriffen. Diese aktualisiert und publiziert die Daten zum „Flächenverbrauch“ (consumo di suolo) jährlich auf Gemeinde- und Landesebene mit einer Vielzahl von Indikatoren.[1]

Abbildung 1

 

Die jährlichen Veränderungsraten der versiegelten Fläche, der sogenannte Flächenverbrauch, wird für ganz Südtirol in Abbildung 1 dargestellt. In den Jahren 2006 bis 2012 wurden demnach jährlich rund 50 ha zusätzlich versiegelt, in den drei Jahren darauf mehr als doppelt so viel. Für 2016 wurde ein Zuwachs von unter 50 ha ermittelt, für das Jahr darauf einer von fast 190 ha. In den Berichtsjahren 2018-2022 liegt der Flächenverbrauch wieder bei rund 50 ha. Über die Gesamtzeit von 13 Berichtsjahren von 2006 bis 2022 ergibt sich ein jährlicher Zuwachs der versiegelten Fläche von rund 75 ha.

Im Klimaplan des Landes Südtirol sind als Ziele die Halbierung des Flächenverbrauchs bis 2023 und ein „netto 0“ Flächenverbrauch im Jahr 2040 definiert.

Am 25. Oktober 2023 wurden die Daten für das Jahr 2022 veröffentlicht.[2] Demnach hat es in Südtirol im Vergleich zu 2021 wiederum einen Gesamtzuwachs an versiegelter Fläche im Ausmaß von 75 ha gegeben. Die versiegelte Gesamtfläche beträgt nun 20.185 ha.

Bei den ISPRA-Daten auf Gemeindeebene zeigt sich, dass die höchsten Zuwächse an Versiegelung zwischen den Erhebungszeitpunkten 2021 und 2022 in den Gemeinden Kiens (+4,4 ha) sowie Vahrn (+3,4 ha), Mühlbach, Mühlwald, Laas, Sterzing, Bruneck, Sand in Taufers, Franzensfeste, Graun, und Villnöss (alle über 2 ha) lagen. In rund einem Drittel der Gemeinden gab es keine Zuwächse beim Flächenverbrauch. Lediglich in einer, nämlich Toblach, sank der Flächenverbrauch (- 0,18 ha).

„Wir möchten die Veröffentlichung der aktuellen Daten, welche vom Institut für Sozialforschung & Demoskopie Apollis für Südtirol analysiert wurden, zum Anlass nehmen, um auf die Notwendigkeit des intelligenten und sparsamen Umgangs mit den begrenzten Flächen in Südtirol hinzuweisen. Nachdem der Flächenverbrauch vorübergehend weniger stark gestiegen ist, ist er nun wieder größer geworden.,“ erklärt Andreas Schatzer, Präsident der Plattform Land.

Die nun in allen Gemeinden stattfindende Leerstandserhebung im Zusammenhang mit dem Gemeindeentwicklungsprogramm ist eine Gelegenheit, sich das Thema Flächensicherung stärker bewusst zu machen und neue, intelligente Ansätze beim Flächenverbrauch zu wählen. Ulrich Höllrigl, Geschäftsführer der Plattform Land, betont: „Es ist zielführend, vorrangig bestehende Leerstände zu nutzen und Flächenrecycling anzugehen. Entsiegelung (z.B. bei komplett asphaltierten Flächen wie Parkplätzen usw.) kann Teil der Lösung sein.“

[1] Presentazione Rapporto “Consumo di suolo, dinamiche territoriali e servizi ecosistemici” — Italiano (isprambiente.gov.it) (25.10.2023)

[2] Consumo di suolo, dinamiche territoriali e servizi ecosistemici. Edizione 2023 | SNPA – Sistema nazionale protezione ambiente (snpambiente.it) (25.10.2023)