Pressemitteilung: Flächenverbrauch nimmt weiter zu
Ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden ist nicht nur Ziel der Plattform Land, sondern auch der Südtiroler Raumordnungspolitik. Die aktuellen Zahlen der staatlichen Umweltagentur ISPRA zeigen aber ein anderes Bild: In den letzten 15 Jahren wurden durchschnittlich 75 Hektar pro Jahr verbraucht und auch 2021 waren es weitere 50 Hektar, um die sich die künstliche Bodenbedeckung vergrößert hat.
Die Plattform Land mahnt daher zum wiederholten Mal einen intelligenteren und sparsameren Umgang mit wertvollen Kulturgrund in Südtirol an.
Trotz einiger Bemühungen ist in Südtirol beim Flächenverbrauch keine Trendumkehr erkennbar. Laut Zahlen der staatlichen Umweltagentur ISPRA, die vom Sozialforschungsinstitut Apollis im Auftrag der Plattform Land analysiert wurden, sind zwischen 2006 bis 2019 jährlich rund 75 Hektar Boden versiegelt worden. Hermann Atz von Apollis erklärt: „Am höchsten war der Flächenverbrauch im Jahr 2016 mit rund 190 Hektar. 2020 und 2021 ging die weitere Verbauung von Grund und Boden für Gewerbebauten, Wohnungen, Hotels, Straßen, Freizeiteinrichtungen, öffentliche Einrichtungen und Infrastrukturen usw. zwar leicht zurück, lag aber immer noch bei rund 50 Hektar. Somit sind in Südtirol aktuell über 20.000 Hektar an Flächen künstlich bedeckt und damit unfruchtbar.“ Das ist umso kritischer, da der am besten nutzbare Teil des Landes, das sogenannte Dauersiedlungsgebiet, laut Landesinstitut für Statistik Astat nur knapp sechs Prozent der Landesfläche beträgt. Zudem sind diese Flächen für die Lebensmittelproduktion nicht mehr nutzbar.
Die Zahlen der ISPRA belegen auch deutlich, dass die Flächenversiegelung nicht nur ein Thema in den urbanen Gebieten ist. Den größten absoluten Flächenverbrauch in den letzten zwei Jahren gab es in den Städten mit Spitzen bis zu 2,4 Hektar pro Gemeinde, aber auch einige Landgemeinden weisen einen hohen Verbrauch an Grund und Boden auf, der bei den Spitzenreitern zwischen 1,6 Hektar und 1,9 Hektar liegt, wobei die Gründe hier durchaus unterschiedlich sind und von Fall zu Fall genau zu analysieren wären.
Noch aussagekräftiger ist aber, die Zunahme des Flächenverbrauchs in Relation zur Einwohnerzahl zu setzen. Hier zeigt sich, dass in einigen Landgemeinden der Pro-Kopf-Verbrauch am höchsten ist – deutlich größer als der Landesschnitt von 1,6 m².
Die Datentabelle zu den Gemeinden ist abrufbar unter estratto_dati_consumo_suolo_2022.xlsx (live.com), der Link zur ISPRA-Studie ist Consumo di suolo, dinamiche territoriali e servizi ecosistemici. Edizione 2022 | SNPA – Sistema nazionale protezione ambiente (snpambiente.it).
Für die Plattform Land ist aufgrund der Daten wichtig, intelligenter und sparsamer mit dem in Südtirol wertvollen Grund und Boden umzugehen. Ansonsten ist das Fernziel von „netto 0“-Flächenverbrauch im Jahr 2050 nicht erreichbar.
Um die „netto 0“ zu schaffen, braucht es nicht nur ein ständiges Monitoring des Flächenverbrauchs, sondern auch verstärkte Bemühungen, Grund und Boden noch besser zu schützen. Zudem müssten in jenen Gemeinden mit einem hohen Flächenverbrauch die Gründe dafür analysiert und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden. Der Präsident der Plattform Land Andreas Schatzer betont: „Die nun in allen Gemeinden stattfindende Leerstandserhebung, die im Gemeindeentwicklungsprogramm vorgesehen ist, bietet die Gelegenheit, neue, intelligente Ansätze beim Flächenverbrauch zu wählen, wie die Nutzung von Leerständen, um längerfristig zu einer Kreislaufwirtschaft, sprich Flächenrecycling, zu kommen.“