Flächenentsiegelung im Alpenraum – Kommunale Umsetzung

Der Hauptfokus liegt auf der Entsiegelung und Wiederherstellung natürlicher Bodenfunktionen, um den fortschreitenden Verlust von Böden durch Siedlungs- und Verkehrsentwicklung sowie andere Nutzungen zu bekämpfen.

Der immer weiter steigende Nutzungsdruck auf Flächen führt zu immer mehr Versiegelung, was die natürlichen Funktionen der Böden gefährdet. Dabei sind die Bodenfunktionen entscheidend für das Wassermanagement, den Klimaschutz, die Anpassung an den Klimawandel und die Förderung der Biodiversität. Der begrenzte Raum für Siedlungen und Agrarflächen erfordert dringende Maßnahmen zur Verringerung des Flächenverbrauchs.

Titelbild: “Innenstädte als grüne Hotspots – wo vorher Grau herrschte, soll in Zukunft saftiges Grün frische Luft und Kühlung spenden” –  QUELLE: (R) Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

Zentrale Maßnahmen

  • Analyse bestehender Entsiegelungsansätze und -potenziale.
  • Entwicklung von Erfassungsmethoden, rechtlichen Instrumenten und Anreizen für Gemeinden.
  • Erstellung von Planungsgrundlagen und Priorisierungskriterien, GIS-gestützte Identifikation relevanter Flächen (GIS = Geographische Informationssysteme).
  • Entwicklung eines Aktionsplans für die Umsetzung von Entsiegelungsmaßnahmen.
  • Gestaltung eines Wettbewerbskonzepts zur Förderung innovativer Entsiegelungsmaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit zur Unterstützung des Wettbewerbs.
  • Durchführung von Ortsbesichtigungen und Workshops zur Sensibilisierung, Erstellung von Kommunikationsmaterialien für Öffentlichkeitsarbeit und Soziale Medien, Online-Austauschworkshops zur Diskussion von Entwicklerlösungskonzepten.

 

Mögliche Ansätze für Entsiegelungsstrategien

Entsiegelter Parkplatz mit Rasenliner, Stadt Bern

  1. Entfernung von Asphalt und Beton: Rückbau ungenutzter Straßen, Parkplätze oder versiegelter Flächen und Umwandlung in Grünflächen oder offene Bodenstrukturen.
  2. Permeable Beläge: Einsatz von wasserdurchlässigen Pflastersteinen oder Rasengittersteinen und Verwendung von Schotterrasen oder anderen alternativen Materialien.
  3. Renaturierung: Wiederherstellung von natürlichen Flussläufen und Reaktivierung von Feuchtgebieten und Mooren.
  4. Dachbegrünung: Begrünung von Flachdächern oder geneigten Dächern zur Reduzierung von Versiegelungsflächen und Verbesserung des Regenwasserrückhalts und der Biodiversität.
  5. Entsiegelung in städtischen Gebieten: Rückbau von innerstädtischen Betonflächen und Umwandlung in Parks sowie Entsiegelung von Schulhöfen und anderen öffentlichen Räumen.
  6. Zwischennutzung von Flächen: Temporäre Begrünung brachliegender Flächen und Schaffung von Gemeinschaftsgärten oder urbanen Landwirtschaftsprojekten.
  7. Umgestaltung von Verkehrsflächen: Verkleinerung von Fahrbahnen und Verbreiterung von Grünstreifen sowie Umwandlung von Parkplätzen in grüne Zonen.
  8. Förderung natürlicher Versickerung: Integration von Mulden-Rigolen-Systemen oder Versickerungsmulden sowie Schaffung von Retentionsflächen zur Aufnahme und Verzögerung von Regenwasser.
  9. Erhalt bestehender Grünflächen: Schutz unversiegelter Böden und Grünflächen vor weiterer Bebauung und Integration von Entsiegelungsmaßnahmen in die Raumplanung.
  10. Anreize und Förderung: Finanzielle Unterstützung für private und gewerbliche Entsiegelungsmaßnahmen sowie Beratung und Aufklärung über die Vorteile der Entsiegelung.

 

Argumente für Entsiegelungsmaßnahmen und deren Potenziale

Umwelt- und Klimaschutz

  • Entsiegelte Flächen können die Temperatur senken, besonders in urbanen Gebieten.
  • Förderung der Versickerung und Grundwasserneubildung.
  • Erhöhung der Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen wie Starkregen und Dürre.
  • Schaffung von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere.
  • Begrünte Flächen absorbieren CO₂ und tragen zum Klimaschutz bei.

Wassermanagement

  • Verringerung des Oberflächenabflusses bei Starkregenereignissen.
  • Weniger belastete Gewässer durch natürliche Filterung des Regenwassers im Boden.
  • Reduktion des Drucks auf Entwässerungssysteme und Kläranlagen.

Gesundheit und Lebensqualität

Versickerungsmulde – (R)Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

  • Pflanzen binden Feinstaub und filtern Schadstoffe.
  • Begrünte Flächen absorbieren Schall besser als versiegelte Oberflächen.
  • Naturnahe Umgebungen wirken stressreduzierend und fördern das Wohlbefinden.
  • Begrünte und entsiegelte Flächen schaffen Erholungsräume in urbanen Gebieten.

Ökologische Potenziale

  • Wiederherstellung von Böden als CO₂-Speicher und Lebensraum.
  • Begrünung trägt zur Abkühlung und besseren Luftzirkulation bei.
  • Schaffung von Biotopen, die Flora und Fauna fördern.

Sozioökonomische Vorteile

  • Reduzierung von Ausgaben für Entwässerungssysteme und Hochwasserschutz.
  • Begrünte und entsiegelte Umgebungen erhöhen die Attraktivität von Wohn- und Geschäftsbereichen.
  • Naturnahe Flächen steigern die Attraktivität von Regionen für Freizeit und Erholung.
  • Schaffung von Jobs im Bereich Landschaftsgestaltung, Begrünung und Pflege.

Raum- und Stadtplanung

Baumkissen: Biodiversität im Ortskern – (R) Stiftung Altes Neuland Frankfurt GNU

  • Integration von Grünflächen fördert zukunftsfähige und lebenswerte Städte.
  • Attraktivität von Städten durch grüne und begehbare Räume steigern.
  • Nutzung entsiegelter Flächen für Gemeinschaftsgärten oder urbane Landwirtschaft.

Bildung und Bewusstsein

  • Entsiegelte Flächen bieten Möglichkeiten für Bildungsprojekte und Naturerfahrung.
  • Entsiegelungsmaßnahmen können als Beispiele für Nachhaltigkeit dienen.

Langfristige Nachhaltigkeit

  • Flexible Flächennutzung für zukünftige Bedürfnisse.
  • Wiederverwendung von Materialien beim Rückbau von versiegelten Flächen.
  • Unterstützung nationaler und internationaler Klimaschutzziele.

Entsiegelung ist ein wichtiger Schlüssel für eine zukunftsfähige, nachhaltige und lebenswerte Umwelt, die den Anforderungen der Klimaanpassung und des Ressourcenschutzes gerecht wird.

 

Das Projekt zielt darauf ab, durch die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Gemeinden und nationalen sowie regionalen Institutionen praktikable und übertragbare Lösungen zur Flächenentsiegelung und nachhaltigen Raumplanung zu entwickeln. Die beiden Pilotgemeinden dienen dabei als Test- und Umsetzungsbeispiele, um bewährte Verfahren zu evaluieren und ein Handbuch für andere Kommunen im Alpenraum zu erstellen.

Projektpartner sind Ifuplan sowie die zwei Pilotprojektgemeinden Auerbergland (D) und Vöran (I). Das Projekt wird vom Bundesumweltministerium Deutschland finanziert. Die Laufzeit des Projektes geht über die beiden Jahre 2025 und 2026 und die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 166.000 €.