Das Vinschger Paradoxon – Bericht zur Herbsttagung „Arbeitsplätze für die Jugend im ländlichen Raum“

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Lange hatte es der Vinschgau wirtschaftlich schwer. Heute hat er den Anschluss geschafft, wirtschaftlich und in Punkto Lebensqualität. Und doch wandern viele junge, qualifizierte Leute ab, hieß es auf einer Tagung der Plattform Land in Schlanders.

Karin Meister hat vor kurzem ihren Lebensmittelpunkt ins Schnalstal verlegt – weg von den urbanen Zentren in ein entlegenes Gebiet. Gerade dort gelingt es der Mutter, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Ausschlaggebend: Dank Home-Büro und digitaler Vernetzung kann sie teilweise von zuhause aus arbeiten. „Smart Working“ heißt das Zauberwort, und sie sieht es als Modell für viele gut ausgebildete Mütter, „die damit unabhängiger von Ort und Zeit auch anspruchsvolle Arbeit mit Verantwortung ausüben können.“

Noch ist Karin Meister in Südtirols Arbeitswelt eher die Ausnahme. Doch das dürfte sich ändern. Dies wurde in der Schlandersburg in Schlanders deutlich, wo sich die Herbsttagung der „Plattform Land“ mit der Frage nach geeigneten Arbeitsplätzen für die Jugend im ländlichen Raum beschäftigte – mit Schwerpunkt auf der Situation im Vinschgau.

Qualifizierte Arbeitsplätze – abwandernde Jugend

Dabei zeigte sich eine paradoxe Situation: Einerseits kann der Vinschgau heute mit vielen Arbeitsplätzen aufwarten – in so manchem internationalen Unternehmen auch mit hoher Qualifikation, guter Bezahlung und Aufstiegschancen. Und doch wandern junge Fachkräfte aus oder kommen nach dem Studium nicht mehr zurück. Darauf verwies vor allem Urban Perkmann vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) der Handelskammer Bozen.

Auf der Basis einer Umfrage unter jungen Vinschgern zeigte er auf, wie sich der Vinschgau zu einem idealen Arbeitsplatz entwickeln könnte: „Es bräuchte ein ‚Silicon Vinschgau‘: hohe digitale Kompetenz bei Bürgern, öffentlicher Verwaltung und Unternehmen sowie Strukturen wie Breitband.“ Die Erreichbarkeit – digital und auf den Straßen – sei eine Schwäche des Bezirks. Andererseits gebe es auch das Erfolgsmodell der VinschgerBahn. Eine Gefahr sieht er auch, wenn die öffentliche Verwaltung ihre Dienste zentralisiert und somit qualifizierte Arbeitsplätze abzieht. Andererseits hat der Vinschgau einige internationale, hoch spezialisierte Betriebe. „Nur sind diese wenig bekannt“, sagt Perkmann. Mit der Folge, dass sie händeringend nach Facharbeitskräften suchen, bestätigte Enrico Zuliani von der Firma Hoppe: „Wir bräuchten im Vinschgau 40 Auszubildende, aber nur für zehn Stellen hat sich jemand interessiert.“ Zuliani entwarf für die Vinschger Unternehmen einen Maßnahmenkatalog, mit dem sie für junge Facharbeitskräfte attraktiver werden können: „Sie brauchen eine Arbeit mit Sinn und mit Verantwortung. Natürlich spielt die Entlohnung eine Rolle, aber auch Aufstiegschancen, flache Hierarchien und schnelle Entscheidungen. Dazu wollen sie alle neuen Kommunikationsmöglichkeiten nutzen und wünschen flexible Arbeitsmodelle – zeitlich wie örtlich.“

Der Vinschgau hat natürlich auch Stärken. Darauf verwies nicht nur Perkmann, sondern auch Cassiano Luminati vom Polo Poschiavo aus der Schweiz. Wie viele Alpengebiete hat der Vinschgau eine hohe Lebensqualität – Landschaft, Freizeitmöglichkeiten, funktionierende Wirtschaft und Strukturen, Sicherheit, Wohnqualität usw. Luminati hat im Rahmen des Projekts ALPJOBS – ein Teilprojekt von EUSALP – einige kleine Alpenregionen auf die Frage untersucht, wie gute Arbeitgeber sie sind. Das Ergebnis: Wenn die Regionen auf ihre eigene, regionale Stärke setzen und darum herum ideale Strategien entwickeln, geht es den Menschen gut. Die einen punkten als Tourismus-Region, das Valposchiavo als 100-Prozent-Bio-Region usw.

Wichtig sei, dass diese Regionen ihre Erfahrungen austauschen und den jungen Menschen weiterhin eine gute Ausbildung und die nötigen Strukturen bieten. Daran weiter zu arbeiten, sich zu vernetzen und Kooperation statt Konkurrenzdenken anzustreben, ist laut der Tagung der Plattform Land auch die Hauptaufgabe der Politik, der öffentlichen Verwaltung, der Unternehmen und der Arbeitgeber.

Kooperation mit Landwirtschaft

Davon soll auch die Landwirtschaft profitieren. Immerhin ist sie durch ihre Arbeit in der Landschaft ein Rückgrat der Lebensqualität in den Alpen, merkten gleich einige Teilnehmer der Diskussion an, unter ihnen der neue Landtagsabgeordnete Franz Locher: „Wichtig ist, dass die heimischen Konsumenten und die Wirtschaft einschließlich der Landwirtschaft zusammenarbeiten. Da gibt es noch Potenzial.“

Grenzpendler in die Schweiz

Mit einer speziellen Abwanderung kämpft der obere Vinschgau. So sucht auch der junge Bauunternehmer Michael Hofer auf Prad viele Arbeitskräfte, die aber lieber in die benachbarte Schweiz pendeln: „Mit ihren deutlich höheren Löhnen werben die dortigen Unternehmen unsere frisch ausgebildeten Gesellen ab“, beklagte sich Hofer und appellierte an die anwesenden Landtagsabgeordneten Locher und Jasmin Ladurner, „dass sich die Landespolitik dieses Problems annimmt.“

Insgesamt aber zeigten sich alle Beteiligten zuversichtlich, dass die Chancen und Stärken im Vinschgau überwiegen. Wenn alle gemeinsam bereit sind, eine gute, duale Ausbildung, Arbeitszeitmodelle und Kooperationen zu nutzen, dann kann der Vinschgau, wie viele ländliche Räume im Alpenraum auch in Zukunft ein guter Arbeitgeber für junge Leute sein, fasste Leo Tiefenthaler, Vize-Sprecher der Plattform Land, am Ende zusammen. Karin Meister ist mit ihrem flexiblen Arbeitsmodell ein Beispiel dafür.

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Vorstellung Leerstandsmanagement auf dem regionalen Architektenkongress 2018

Im Rahmen des regionalen Architektenkongresses 2018 in Riva del Garda präsentierte der Geschäftsführer Ulrich Höllrigl der Plattform Land das Projekt Leerstandsmanagement. Zahlreiche Architekten aus Südtirol,  dem Trentino und darüber hinaus interessierten sich für diese Thematik, die angesichts offensichtlicher Leerstände im ländlichen Raum, aber auch aufgrund zunehmender Bewusstheit bezüglich der begrenzten Ressource Fläche – speziell im alpinen Raum – immer mehr in den Fokus rückt.

Die Kammer der Architekten Südtirol ist zudem neues Mitglied bei der Plattform Land. Eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich des Leerstandsmanagements zeigte bereits erste Früchte bei der Durchführung der Tage der Innenentwicklung, auf denen die Architekten für die Betroffenen kostenlose Erstberatungen im Hinblick auf Sanierungen gegeben haben.

 

Foto Architektenkongress Riva

v.l.n.r.: Johann Vonmetz (Präsident Architektenkammer Südtirol), Ulrich Höllrigl (Geschäftsführer Plattform Land), Susanna Serafini (Präsidentin Architektenkammer Trentino)

Leerstandsmanagement – Film

Was ist eigentlich Leerstandsmanagement und was bewirkt es?

Dazu im Nachgang zu den ersten beiden Tagen der Innenentwicklung unser kurzer Leerstandsmanagement-Film

 

Regionale Kreisläufe der Wirtschaft – Exkursion in die Schweiz

Mehl, Mozzarella, Tomaten – alles aus der Region…so entsteht die Pizza „100% Valposchiavo“. Wer wissen möchte, woher das Essen stammt, das auf dem Teller vor einem liegt, der ist hier in dem Schweizer Alpental richtig.

Am 12. Oktober machte sich eine Gruppe aus 20 Personen aus dem Vinschgau im Rahmen des Projekts „Lokale Kreisläufe der Wirtschaft“ der Plattform Land auf den Weg in die Schweiz, genauer gesagt ins Valposchiavo (auf Deutsch: Puschlav) im italienischsprachigen Südbünden. Mit dabei waren Beteiligte aus der Landwirtschaft, dem Handwerk, dem Tourismus und den Gemeinden, denn es ging um Wirtschaftsbereich-übergreifende Zusammenarbeit. Mit dem Projekt “100% Valposchiavo” wird dort den lokalen Produkten ein ganz besonderer Platz eingeräumt.

Wirtschaftsbereich-übergreifende Zusammenarbeit

Damit die lokalen Produkte ihren Weg vom Produzenten zum Gast finden, haben sich die Bauernverbände von Brusio und Poschiavo, der Gewerbeverband Valposchiavo und die lokale Tourismusorganisation zusammengetan und gemeinsam das Projekt “100% Valposchiavo” lanciert, um den Gästen ein unverwechselbares kulinarisches Erlebnis zu bieten, Gutes da zu genießen, wo es herkommt.

Die Einbindung der Handwerkervereinigung führt dazu, dass nun die Etiketten vor Ort gedruckt werden und die Aufsteller für lokale Produkte aus Holz aus dem Tal hergestellt werden. Die Zusammenarbeit mit den Händlern hat erreicht, dass inzwischen alle Händler im Tal eine Valposchiavo Ecke/Regal in ihren Geschäften eingerichtet haben. Des Weiteren haben sich zehn Gastbetriebe im Tal zusammengeschlossen und gemeinsam die “Charta 100% Valposchiavo” unterzeichnet. Damit verpflichten sie sich, den lokalen Spezialitäten auf ihren Speisekarten einen ganz besonderen Platz einzuräumen. Jeder dieser Betriebe bietet mindestens drei Gerichte an, die ausschließlich aus Zutaten bestehen, die im Tal angebaut und verarbeitet werden.

Zwei Güteklassen

Es wurden mit “100% Valposchiavo” und “Fait sü in Valposchiavo” zwei Güteklassen geschaffen, die die Herkunft der Produkte nachvollziehbar macht. Ein Produkt kann mit dem Logo “Fait sü in Valposchiavo” ausgezeichnet werden, wenn es im Valposchiavo hergestellt wird, auch wenn die Rohstoffe nicht aus dem Tal stammen. Ein Produkt kann mit dem Logo “100% Valposchiavo” ausgezeichnet werden, wenn das Produkt selbst (im Falle von Rohstoffen wie Milch, Fleisch, Früchte und Gemüse etc.) oder all seine Bestandteile (im Fall von zusammengesetzten Produkten wie Wurstwaren, Joghurt, Backwaren etc.) aus dem Valposchiavo stammen.

Ein Ergebnis davon ist die Pizza „100% Valposchiavo!“

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Das Projekt diente als gute Inspiration für die Beteiligten aus Südtirol und wer weiß, vielleicht gibt es bald angesichts von Regiokorn, Südtiroler Mozzarella und Tomaten auch hier die erste Pizza „100% Südtirol“.

Effizientes Leerstandsmanagement und Dorfentwicklung – Aufwertung durch Sanierungen

Bestehende Kubatur nutzen, Kulturgrund schonen – Truden zeigt wie es geht

An den Dorfstrukturen lassen sich die Siedlungsgeschichte und die Entwicklung der Dörfer über die Jahrhunderte ablesen. In vielen Dörfern finden sich historische Gebäude und Anlagen, die typische regionale Baustile und traditionelle Nutzungen verkörpern, darunter auch in Truden im Naturpark. Die Gemeinde ist reich an wertvollen Zeitzeugen ländlicher Baukultur.

Dieses Kulturerbe zu bewahren, weiterzuentwickeln und für Besucher erlebbar zu machen, ist die Intention der Gemeinde Truden. Das Dorf Truden soll jedoch kein Freilichtmuseum sein, sondern ein lebendiger Ort und Heimat für dessen Bewohner sein. Ziel der Gemeinde Truden ist es, Lebens- und Arbeitsräume im Dorfinneren zu reaktivieren und zu beleben. Beim „Tag der Innenentwicklung“ erklärten die „Plattform Land“ und die Gemeindeverwaltung, wie sich Truden dank des Leerstandsmanagement künftig in der Raumplanung orientiert. Bürgermeister Michael Epp berichtete unter anderem an Hand von Praxisbeispielen, wie die Gemeinde Truden hier vor geht. „Historische Gebäude und Dorfstrukturen können nur durch Nutzung und behutsame Weiterentwicklung erhalten werden. Mit der gezielten Bewahrung ihrer einzigartigen Baukultur wird das Dorf auch attraktiver für die Menschen, die hier bleiben oder sich ansiedeln wollen, und für Besucher und Touristen, die das Außergewöhnliche suchen. Denkmalschutz, Ensembleschutz, Dorfentwicklung und Tourismus greifen ineinander. Dies wird unterstützt durch breite Öffentlichkeitsarbeit, die ein Bewusstsein für das Thema schafft“, so Epp.

Einen interessanten Vortrag hielt Simon Profanter von der Wirtschaftsgenossenschaft Klausen. Er erläuterte den Anwesenden am Beispiel von Klausen wie leerstehende Geschäftslokale für die Zwischennutzung genutzt werden und welche Bereicherung und Aufwertung dies für Klausen mit sich bringt. „Gelungen ist die Aufwertung des Innenbereiches durch ein effizientes Leerstandsmanagement, das ein zentraler Aspekt der intelligenten Flächennutzung, also der verantwortungsvollen Nutzung des begrenzten Raums, ist“ so Profanter. Die intelligente Flächennutzung und das Leerstandsmanagement sind – neben der Stärkung des ländlichen Raums – ein Hauptziel der Plattform Land.

Beratungen zu Sanierungen und Wohnen im Alter bzw. Bestand angeboten

Neben Diskussionen und der Besichtigung von sanierten sowie noch zu sanierenden Objekten wurden beim „Tag der Innenentwicklung“ in Kooperation mit der „Kammer der Architekten“ und der „KVW Arche“ erstmalig kostenlose Informationen und Erstberatungen angeboten. Dazu standen sowohl Architekten als auch ein Berater der Arche bereit, die interessierten Bürgern Fördermöglichkeiten und Informationen hinsichtlich Sanierungen, Wohnen im Alter und Wohnen im Bestand aufzeigten.

Das Wunder von Glurns

Wohnungen mit einem Parkplatz oder gar einer Garage suchte man innerhalb der Glurnser Stadtmauern bis vor wenigen Jahren fast vergeblich. Für Gärten war kein Platz, geschweige denn für altengerechtes Wohnen mit Aufzug. Bis vor kurzem wollte deshalb kaum jemand in das Städtchen ziehen. Heute ist es schick, innerhalb der Stadtmauern zu leben. Der Grund dafür ist ein sehr erfolgreiches Leerstandsmanagement, wurde beim „Tag der Innenentwicklung“ in Glurns deutlich.

Beim „Tag der Innenentwicklung“ erklärten die „Plattform Land“, die „Kammer der Architekten“ und die „KVW Arche“, wie sich Glurns dank des Leerstandsmanagement derart wandeln konnte. Bürgermeister Alois Frank berichtete u. a., dass anfangs noch große Skepsis herrschte und nur wenige Einheimische sich vorstellen konnten, im Innenbereich zu wohnen. „Nach einer gelungenen Renovierung, die einerseits das historische Stadtbild berücksichtigt und andererseits den Ansprüchen an modernes Wohnen gerecht wird, haben sich zunächst vor allem Auswärtige für die sanierten Wohnungen interessiert.“ Dies hat auch bei den Menschen vor Ort ein Umdenken ausgelöst. „Inzwischen sind es hauptsächlich Einheimische, die eine der Wohnungen in dem sanierten Objekt erwerben möchten“, so Frank. Der Einzug von Geschäften im Erdgeschoss habe zusätzlich zur Belebung des Ortskerns beigetragen. Außerdem hat die Gemeinde durch eine große Tiefgarage ausreichend Parkraum im Ortszentrum geschaffen.

Gelungen ist die Aufwertung des Innenbereiches durch ein effizientes Leerstandsmanagement, das ein zentraler Aspekt der intelligenten Flächennutzung, also der verantwortungsvollen Nutzung des begrenzten Raums, ist. Die intelligente Flächennutzung und das Leerstandsmanagement sind – neben der Stärkung des ländlichen Raums – ein Hauptziel der Plattform Land. Die Plattform Land hat inzwischen mit fünf Pilotgemeinden ein Leerstandsmanagement durchgeführt (Kaltern, Klausen, St. Leonhard, Tramin und Truden). Dort wurden die Leerstände ermittelt und digital dargestellt sowie die Bevölkerung sensibilisiert.

Plattform-Land-Präsident Andreas Schatzer bezeichnete das Leerstandsmanagement in Glurns als vorbildlich und wies darauf hin, dass spätestens ab 2020 alle Gemeinden eine Leerstandserhebung durchführen müssen. So sieht es das kürzlich verabschiedete Gesetz zu Raum und Landschaft vor.

Beratungen zu Sanierungen und Wohnen im Alter bzw. Bestand angeboten

Neben Diskussionen und der Besichtigung von sanierten sowie noch zu sanierenden Objekten wurden beim „Tag der Innenentwicklung“ in Kooperation mit der „Kammer der Architekten“ und der „KVW Arche“ erstmalig kostenlose Informationen und Erstberatungen angeboten. Dazu standen sowohl Architekten als auch ein Berater der Arche bereit, die interessierten Bürgern Fördermöglichkeiten und Informationen hinsichtlich Sanierungen, Wohnen im Alter und Wohnen im Bestand aufzeigten.
Die Veranstaltung in Glurns war der Auftakt zu weiteren „Tagen der Innenentwicklung“. Die nächste Veranstaltung war bereits am 5. Oktober ab 17 Uhr in Truden. Weitere werden in ausgewählten Gemeinden in Südtirol folgen.

Für interessierte Gemeinde steht die Plattform Land als Ansprechpartner bereit, um gemeinsam das Leerstandsmanagement umzusetzen.

 

Plattform Land Mitglied bei der Europäischen ARGE Landentwicklung & Dorferneuerung

Auf der Jahresversammlung 2018 stimmten die Mitglieder der ARGE einstimmig der Aufnahme der Plattform Land zu. Vize-Präsident Leo Tiefenthaler bedankte sich und unterstrich die Wichtigkeit der europäischen Zusammenarbeit für den ländlichen Raum.

Ziel der ARGE ist es vor allem, den internationalen Erfahrungsaustausch zu fördern, die Motivation der Betroffenen zu heben, die Schaffung einer positiven öffentlichen Meinung für die Probleme der Menschen in den ländlichen Räumen zu stärken und damit die Erhaltung und Gestaltung lebensfähiger, attraktiver Dörfer bestmöglich zu unterstützen.

Die Plattform Land, welche mit einer Delegation zur gleichzeitig stattfindenden Verleihung des Europäischen Dorferneuerungspreis 2018 in Fließ anwesend war, besichtigte im Rahmen einer Führung die verschiedenen Dorfentwicklungsprojekte, mit denen Fließ 2016 den Hauptpreis gewonnen hatte. Hervorzuheben ist, dass Fließ bei einer Einwohnerzahl von nur ca. 3000 aufgeteilt auf verschiedene Fraktionen immer noch 6 Grundschulen und eine Mittelschule mit ca. 300 Schülern hat.

180921_ARGE Vollversammlung 2018
v.l.n.r.: Abgeordneter Ryszard Wilczynski (Vizepräsident der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung), Hans-Peter Bock (Bürgermeister von Fließ), Theres Friewald-Hofbauer (Geschäftsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung), Erwin Pröll (Präsident der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung), Leo Tiefenthaler (Plattform Land), LH-Stv. Richard Theiner, Charles Konnen (Juryvorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung).

Der Dorferneuerungspreis 2018 ging nach Hinterstoder in Oberösterreich. Aber auch eine Südtiroler Gemeinde wurde ausgezeichnet: Truden im Naturpark.

In der Begründung heißt es, dass es Truden durch die Initiativen angefangen vom Leerstandsmanagement bis hin zu sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Projekten unter Einbindung der Dorfgemeinschaft geschafft hat, die drohende Abwanderung zu stoppen. Dank der besseren Lebensqualität und der positiven Perspektiven lassen sich nun wieder vermehrt auch junge Familien in Truden nieder.

Solche und auch andere Anstrengungen der Menschen im ländlichen Raum machen die Lebendigkeit desselben aus. Präsident Andreas Schatzer betont: „Wichtig ist dabei jedoch, dass das Engagement der Bürgerinnen und Bürger vor Ort sowohl von der Lokalpolitik unterstützt, als auch auf regionaler Ebene ein förderndes Umfeld findet. Nur so lässt sich die hohe Lebensqualität, welche in Südtirol im ländlichen Raum herrscht, auch in Zukunft erhalten.“

 

 

 

 

Tag der Innenentwicklung in Truden am 5. Oktober ab 17 Uhr

Das Leerstandsmanagement ist ein zentraler Aspekt der intelligenten Flächennutzung, also der verantwortungsvollen Nutzung des begrenzten Raums im Einklang mit Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Dies gilt umso mehr in einer Bergregion wie Südtirol, wo Flächen knapp sind und Boden wertvoll ist.

Die Plattform Land bietet am TAG DER INNENENTWICKLUNG in Kooperation mit der Kammer der Architekten und der KVW Arche kostenlose Informationen und Erstberatungen diesbezüglich an.  Nach dem Auftakt in Glurns findet nun die nächste Veranstaltung am 5. Oktober ab 17 Uhr in Truden statt.

Das genaue Programm finden Sie hier: 180829_Flyer_Tag_der_Innenentwicklung_Truden_DEF

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Erster Tag der Innenentwicklung am 14. September in Glurns

Das Leerstandsmanagement ist ein zentraler Aspekt der intelligenten Flächennutzung, also der verantwortungsvollen Nutzung des begrenzten Raums im Einklang mit Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Dies gilt umso mehr in einer Bergregion wie Südtirol, wo Flächen knapp sind und Boden wertvoll ist.

Die Plattform Land bietet nun am TAG DER INNENENTWICKLUNG in Kooperation mit der Kammer der Architekten und der KVW Arche kostenlose Informationen und Erstberatungen diesbezüglich an. Auftakt ist die Veranstaltung in Glurns am 14. September ab 17 Uhr.

Das genaue Programm finden Sie hier: 180829_Flyer_Tag_der_Innenentwicklung_Glurns_DEF

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Leerstände besser nutzen – Bericht zur Jahrestagung 2018

Radiobeitrag „Land&Leben“ vom 03.06.2018 (bis Minute 7)

Ein effizientes Flächenmanagement, das einerseits wertvollen Kulturgrund schützt und andererseits eine notwendige Entwicklung des Wohnbaus und der Wirtschaft zulässt, wird zunehmend wichtiger. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Leerstandsmanagement. Wie Leerstände besser genutzt werden können und wieso ein Leerstandsmanagement zu einer größeren Attraktivität des ländlichen Raumes führt, war Thema der Jahrestagung der Plattform Land am 31. Mai 2018 in Klausen.

Südtirol hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr gut entwickelt. Ein Grund dafür waren Investitionen in Infrastrukturen, Wohngebieten und Gewerbezonen. Nun müsse der Akzent mehr auf den Schutz des wertvollen Kulturgrundes gelegt werden – unter anderem durch ein Leerstandsmanagement, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher auf der Jahrestagung der Plattform Land. Die Landesregierung habe bereits wichtige Schritte gesetzt: „Die BLS erhebt die Leerstände bei Gewerbeimmobilien und führt eine Datenbank. Derzeit sind etwa 500 Immobilien erfasst, die leer stehen. Jedes Jahr werden ca. 100 bis 120 Immobilien vermittelt.“ Mit jeder Immobilie, die wieder genutzt wird, wird wertvolle Kulturfläche eingespart. Einen neuen Ansatz in der Innenentwicklung verfolgt das Land auch bei den Förderungen. „In der Vergangenheit wurde der Neubau gut gefördert, was zur Folge hatte, dass es interessanter war, neu zu bauen. Seit einigen Jahren wird verstärkt die Nutzung von Bestandsgebäuden gefördert – und zwar landesweit gleich, was für den ländliche Raum aufgrund etwas niedrigerer Preise von Vorteil ist.“ Mit dem neuen Wohnbauförderungsgesetz will das Land die Unterstützung weiter erhöhen, was Bestandsimmobilien noch interessanter macht. Zudem sollen Nutzungsänderungen einfacher werden. Für eine bessere Unterstützung für Bestandsobjekte sprach sich auch der Vizepräsident der Plattform Land, Leo Tiefenthaler, aus. Der Spagat zwischen dem Schutz der Kulturlandschaft und der notwendigen wirtschaftlichen Entwicklung sei zwar nicht ganz einfach, aber machbar.

Das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft sieht die Einführung von Siedlungsgrenzen vor. Auch das ist eine Maßnahme, um Flächen, die außerhalb des Siedlungsgebietes liegen, zu schützen. Im Siedlungsgebiet werden die Gemeinden die Hauptverantwortung für die Siedlungspolitik tragen, berichtete Frank Weber, der Direktor der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung. „Ein Kulturwandel ist auch die neue Gemeindekommission für Raum und Landschaft, die nur mehr mit Fachleuten besetzt ist.“ Auf Förderungen für jene, die Bestandskubaturen nutzen, setzt das Land Baden-Württemberg. „Besonders Sanierungen werden großzügig unterstützt, aber auch der Abbruch und Wiederaufbau“, sagte der Minister für den ländlichen Raum Peter Hauk. Die Gemeinden haben die Aufgabe, Anreize für die Innenentwicklungen zu setzen. Das Geld komme vom Land, so Hauk.

Auch in der Schweiz ist der Bodenverbrauch ein großes Thema, besonders seit der Volksabstimmung im Jahr 2013. „Die Bevölkerung hatte sich damals für einen besseren Schutz des Kulturgrundes ausgesprochen. Daraufhin wurde die Ausweisung von Bauzonen erschwert. Nur wenn so gut wie keine umgewidmeten Flächen mehr frei sind, wird neues Bauland ausgewiesen“, berichtete Lukas Bühlmann, der Direktor der Schweizerischen Vereinigung für Landesplanung. Gleichzeitig wird Bauland, das trotz Umwidmung nicht verbaut wird, „mobilisiert“, d.h. höher besteuert oder sogar enteignet. Weitere Maßnahmen zum Schutz der Kulturflächen sind vermehrte Rückwidmungen sowie das Auffüllen von Baulücken, sprich die Innenverdichtung. Doch ein effizientes Leerstandsmanagement schützt nicht nur wertvollen Kulturgrund, sondern erhöht auch die Attraktivität einer Ortschaft. „In Schweizer Gemeinden werden aufgelassene Geschäfte neu belebt, indem z. B. ein Friseur im Geschäftslokal gleichzeitig auch eine Bar betreibt oder das Geschäft von Bauern aus der Umgebung als Verkaufsfläche für regionale Produkte genutzt wird.“ Anderenorts werden Teile der Einnahmen aus den Mietwohnungen in den oberen Stockwerken dazu genutzt, um die Miete für das Geschäftslokal im Erdgeschoss möglich gering zu halten. „Dadurch konnten wir gar einige leere Geschäfte wieder füllen, was der gesamten Ortschaft zugutegekommen ist.“ Eine weitere Maßnahme ist „Der Gasthof gehört dir“, wo Interessierte Strukturen auch nur für einen Monat pachten können. Weiters sind auch Zwischennutzungen sehr gefragt. Für ein erfolgreiches Leerstandsmanagement wesentlich ist, die Leerstände in den Gemeinden zu kennen und zu erfassen.

Die Plattform Land hat deshalb im letzten Jahr das Pilotprojekt „Leerstandsmanagement“ ins Leben gerufen. In fünf Gemeinden werden die Leerstände erhoben. Ziel ist es, das Projekt flächendeckend auf ganz Südtirol auszuweiten. Eine der fünf Gemeinden ist Tramin. „Wir haben freie Wohnungen und Gewerbeimmobilien erhoben. In Tramin sind 37 Wohnungen und 26 Gebäude leer, was dem Wohnraum von ungefähr 340 Personen entspricht. Müssten hier neue Wohnbauzonen ausgewiesen werden, bräuchte es in etwa 3,5 Hektar Kulturgrund“, rechnete Bürgermeister Wolfgang Oberhofer vor. Auch St. Leonhard ist eine Gemeinde, die die Leerstände erhoben hat. Dort stehen ebenfalls einige Wohnimmobilien leer, auch wenn es immer schon das Ziel der Gemeinde war, Leerstände zu vermeiden, sagte der Vize-Bürgermeister Josef Pichler. In der abschließenden Gesprächsrunde diskutierten Lukas Bühlmann, Leo Tiefenthaler, Landesrat Richard Theiner und der Vize-Bürgermeister von Klausen Stefan Deporta über Maßnahmen zum Leerstandsmanagement und das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft. Für den Präsidenten der Plattform Land, Andreas Schatzer, trage die Plattform Land dazu bei, den von der Politik eingeschlagenen Weg, die Bestände besser zu nutzen, zu unterstützen. Dazu würden auch Initiativen, wie das Pilotprojekt „Leerstandsmanagement“ und die Tagung, beitragen.

 Präsentation Jahrestagung 2018

PL2018_Bühlmann, Tiefenthaler, Theiner, Deporta

Diskussionsrunde mit Direktor Lukas Bühlmann (CH), Präsident Leo Tiefenthaler, Landesrat Richard Theiner und Vizebürgermeister Stefan Deporta.