Titelbild: Der Messner Stadl im Zentrum der Gemeinde Mölten wird im Rahmen des Projekts „Nachhaltig Sanieren SUSMAT“ saniert und einer neuen öffentlichen Nutzung zugeführt.
Dringender Handlungsbedarf bei Entsiegelung und Flächenrecycling
Pressemitteilung vom 17.12.2024
Bozen, Dezember 2024 – Der Flächenverbrauch in Südtirol steigt weiter und bringt die Klimaziele des Landes in Gefahr. Die Plattform Land hat sich die aktuellen Daten der italienischen Umweltagentur ISPRA angeschaut: In Südtirol wurden 2023 weitere 71,11 Hektar versiegelt. Damit beträgt die versiegelte Fläche mittlerweile 20.253 Hektar – das entspricht etwa 2,74 % der gesamten Landesfläche und fast der Hälfte des potenziell besiedelbaren Gebiets. Gleichzeitig wurden in rund der Hälfte der Gemeinden keine Zuwächse verzeichnet, und acht Gemeinden können sogar einen Rückgang der versiegelten Fläche aufweisen.
„Diese Zahlen zeigen deutlich, dass wir beim Flächenschutz noch viel zu tun haben“, warnt Andreas Schatzer, Präsident der Plattform Land. „Der kontinuierliche Anstieg versiegelter Flächen verschlechtert die Lebensqualität, reduziert den Lebensraum für Pflanzen und Tiere und erhöht das Risiko von Hochwasser. Wir müssen jetzt handeln, um unsere Landschaft und die Lebensgrundlage künftiger Generationen zu schützen.“
Versiegelte Flächen belasten nicht nur die Umwelt, sondern auch das Klima und die Landwirtschaft: Die Aufheizung von Städten, die Verschlechterung der Bodenqualität und die mangelnde Grundwasserneubildung sind nur einige der Folgen. Gleichzeitig bieten Grünflächen wichtige ökologische und soziale Funktionen – von der Klimaregulierung bis hin zu Erholungsmöglichkeiten. Der sparsame Umgang mit Grund und Boden ist ein Kernziel der Raumordnungspolitik in Südtirol und der Plattform Land. Immerhin umfasst das Dauersiedlungsgebiet, also die potenziell besiedelbare Fläche, nur knapp sechs Prozent der gesamten Landesfläche (ASTAT).
Beispiel für Aufwertung, Begrünung und nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung am Nassiriya Platz in Bozen.
Leerstände nutzen und entsiegeln – die Lösungen liegen auf der Hand
Um die im Klimaplan Südtirol definierten Ziele – darunter eine deutliche Reduzierung des Flächenverbrauchs – zu erreichen, fordert Matthias Bertagnolli, Geschäftsführer der Plattform Land, ein konsequenteres Vorgehen: „Flächenrecycling ist der Schlüssel. Wir müssen brachliegende und leerstehende Gebäude wieder nutzbar machen, anstatt weitere Flächen zu versiegeln.“
Die laufenden Leerstandserhebungen im Rahmen der Gemeindeentwicklungsprogramme bieten dafür eine wertvolle Grundlage. „Die Gemeinden haben jetzt die Chance, ihre Flächennutzung zu überdenken und nachhaltige Lösungen umzusetzen. Das Ziel ist klar: Wir müssen unseren begrenzten Raum intelligent und zukunftsorientiert nutzen. Sanieren muss immer günstiger sein als ein Neubau auf der grünen Wiese“, so Schatzer.
Wechselhafte Entwicklung des Flächenverbrauchs – aber keine Entwarnung
Die langfristigen Daten zeigen eine wechselhafte Entwicklung des Flächenverbrauchs: Zwischen 2006 und 2012 wurden jährlich etwa 40 Hektar versiegelt. Von 2012 bis 2015 stieg der jährliche Verbrauch auf über 100 Hektar – die intensivste Phase der Flächeninanspruchnahme. Seit 2018 liegt der Zuwachs stabil bei etwa 75 Hektar pro Jahr. Trotz dieser Stabilisierung bleibt die Gesamtentwicklung alarmierend, da die versiegelte Fläche kontinuierlich anwächst.
In rund der Hälfte der Gemeinden wurden keine Zuwächse verzeichnet und in den acht Gemeinden sogar ein Rückgang gemeldet: Salurn, Jenesien, Mühlwald, Kastelbell-Tschars, Innichen, Schlanders, Tiers und Sexten. In anderen Gemeinden sticht der Flächenverbrauch mit bis zu 6 Hektar besonders hervor.
Die Plattform Land appelliert, dem Flächenverbrauch entschlossen entgegenzuwirken. Nur durch nachhaltige Flächennutzung und die Wiederbelebung von Leerständen können die ehrgeizigen Ziele für Klimaschutz und Lebensqualität erreicht werden.
Pressemitteilung vom 27.12.2024 zum Flächenverbauch in Südtirol im Jahr 2023 (Daten der italienischen Umweltagentur ISPRA)