Co-Housing in der Kaserne Schlanders stößt auf reges Interesse
Der vergangene BASIS Stammtisch digital, am 19. Mai 2020 um 19:30 Uhr, wurde zusammen mit Cohousing Südtirol, der Plattform Land und der arch.academy organisiert. Es ist das Auftaktevent einer Veranstaltungsreihe, die in den kommenden Monaten geplant ist. Sinn und Zweck war es die lokale Bevölkerung für das Thema Co-housing zu sensibilisieren und vorzutasten, ob Interesse an einer solchen Wohnform im Schlanderser Kasernenareal besteht.
Am digitalen Stammtisch nahmen mehr als 70 Personen und VertreterInnen aus unterschiedlichen Branchen teil.
Als Gastreferentin war die bekannte Wiener Aktivistin, Architektin und Stadtplanerin Gabu Heindl geladen, die mit einem Impulsreferat zu verschiedenen Co-housing Konzepten in Wien den Diskurs eingeleitet hat. Heindl sprach sich für mehr Solidarität im Wohnbau aus und dass moderner Wohnbau nicht zum Finanzierungsproblem werden darf. Dies war ein wichtiger Punkt, den mehrere TeilnehmerInnen aufgriffen und bejahten. Zumal Wohnbau nicht mehr Spekulation und Bereicherung sein darf, sondern als allgemeines Gut der
Bevölkerung zu Verfügung gestellt werden soll, waren sich alle einig. Zwei VertreterInnen des Co-housing Projektes Cambium in der Steiermark berichteten über ihre Erfahrungen als Bewohnerinnen des Mehrgenerationenhaushaltes. Cambium hatte eine ähnliche Ausgangssituation, wie sie in Schlanders bekannt ist, denn das Wohnprojekt wurde auch in einer ehemaligen Militärkaserne auf dem Land errichtet und zählt nun zu den Best Practice-Beispielen der Co-housing Konzepte in Österreich.
Der Zeitpunkt sich auch in Südtirol zum Thema Wohnen und Bauen Gedanken zu machen ist günstig, da die Landesregierung just im Moment am neuen Wohnbaugesetz arbeitet. Die Plattform Land hat bereits den Vorschlag an die Landesrätin Deeg unterbreitet, im Rahmen der Novellierung des neuen Gesetzes zur Wohnbauförderung neue Wohnformen, wie das Mehrgenerationenhaus im Sinne des Cohousing, aufzunehmen. Diese Bitte wurde laut Stefan Walder, Abteilungsdirektor des Südtiroler Wohnbaus bereits im Entwurf berücksichtigt. Ebenso tritt laut Bürgermeister Pinggera am 1. Juli 2020 der neue Bauplan der Gemeinde Schlanders in Kraft. Weitere Argumente, das für ein Co-housing Projekt im Kasernenareal spricht, ist die Erhaltung der historischen Struktur, das Aufzeigen alternativer Wohnformen für die junge Bevölkerung, das Schaffen einer „Vertauens-Kultur“ und die Ermöglichung des leistbaren Wohnens – so die Gastreferenten und die TeilnehmerInnen.
Eine Umsetzung wäre für Südtirol ein Pilotprojekt und ein erster Schritt einer Öffnung für Wohnbauprojekte für einen kollektiven Mehrwert. Da die Betonerzeugung zu den hauptverantvortlichen CO2-Verursachern gehört, ist das Nutzen bestehender Baukultur ein Akt der Nachhaltigkeit und Verantwortung unserer Nachwelt gegenüber.
BASIS Vischgau Venosta wird nun zusammen mit den anderen Plattformen und der Gemeindeverwaltung die nächsten Schritte in die Wege leiten, um dies umzusetzen. Die Veranstaltung erzeugte positive Resonanz und zeigte großes Interesse vonseiten der Bevölkerung zu diesem Thema auf.